Diesen Monat recycle ich mal wieder einen Artikel, den ich vor zwei Jahren für den Blog einer meiner ersten Patientinnen geschrieben habe. Mit Josefine habe ich übrigens im letzten Jahr auch einen Yoga/Meditationsworkshop bei uns in der Praxis angeboten – Fortsetzung folgt. Sie hat leider u.a. Morbus Crohn und Zölliakie und nutzt dafür unter www.josiesglutopia.blogspot.com die Gelegenheit, uns an Ihrem Wissen mit vielen praktischen Tipps teilhaben zu lassen. Und da ich einige dieser Tipps in den letzten Wochen meinen Patienten empfohlen habe, fand ich es passend, auch hier ein paar Worte zu diesem Thema zu veröffentlichen. Viel Spaß!
Ich kenne Josefine jetzt schon 18 Jahre und damals kam sie zu mir, so wie viele heute zur Osteopathie kommen: der Nacken zwickt, der Rücken schmerzt und an den Extremitäten ist auch immer etwas zu finden. Nur kannte damals noch kaum einer die Osteopathie und meine Behandlungen starteten erst einmal damit, zu erklären, was ich da eigentlich mache. Und ich glaube, dass auch heute zu wenige die wirklichen Qualitäten der Osteopathie kennen und wir allzu oft in einen Topf mit Physiotherapie, Manueller Medizin oder Chiropraktik gestopft werden – aber natürlich ganz “sanft” das Ganze…
Da war Josefine schon damals der Zeit voraus und auch jetzt schätze ich ihre Qualität sehr, alles zu hinterfragen und auch Neues ausprobieren. Das heißt nicht, dass man verzweifelt sein muss, um beim Osteopathen zu landen (obwohl damals der häufigste Satz im Erstgespräch mit Patienten war: “Sie sind meine letzte Hoffnung!” ). Vielmehr sollte man seinen Körper kennen lernen wollen – und das gilt nicht nur für Kranke – und wo geht das besser als bei einer Therapie, die wirklich jede Struktur im Körper behandelt: sei es Knochen, Muskeln, Bänder oder Faszien; Organe, Membranen, Blutgefäße oder auch Lymph- oder Nervenbahnen? Wir schauen auf jede Struktur, die wir tasten können, lösen Verklebungen oder Bewegungseinschränkungen und geben dem Körper damit das zurück, was er am besten kann: seine Selbstregulation. Und ich glaube wirklich, dass unser Körper fast alles heilen kann, aber leider oft zu viele Ebenen gestört sind (wobei man da natürlich auch über den Körper hinaus schauen muss) und daher manchmal nicht genug Kraft, Energie oder wie auch immer wir es nennen zur Verfügung steht.
Aber ich schweife ab und komme besser zu Josefine und der CED zurück: hier ist der große Vorteil, dass der Osteopath auch den Darm behandelt. Nicht während der Entzündung, sondern danach, wenn die Faszien um den Darm verklebt sind und dieser damit nicht mehr beweglich ist. Wir können dies lösen und verbessern damit die Durchblutung und den Stoffwechsel. So kann unser Körper auch dort wieder richtig funktionieren – leider bei chronischen Erkrankungen oft nur bis zum nächsten Schub, aber trotzdem bin ich der Überzeugung, dass gerade bei CED die Osteopathie ein hilfreicher und notwendiger Begleiter ist. So hat der Darm wenigstens die Chance, sich immer wieder zu erholen. Und diese Erholung ist doch so wichtig für den Körper – und auch für den Geist!
Wie entscheidend das für alle Bereiche ist, beweist für mich Josefine mit diesem Blog und ich wünschte, alle meine Patienten würden sich so mutig, klug und differenziert mit sich selbst und ihrem Körper auseinander setzen.
Möge dies eine Ermutigung an alle sein, die dies lesen!
Eure Nicola Hein