Unerschütterlichkeit

161109img_6252Als Nicola mich vor kurzem fragte, ob ich mit einem Gastbeitrag zum Thema Unerschütterlichkeit auf ihrem Blog erscheinen würde, freute ich mich sehr und war begeistert von dem Thema. Unerschütterlichkeit lies sofort so viele Bilder und Assoziationen in mir hochsteigen: ein festverwurzelter Baum, dem auch ein Sturm nichts anhaben kann, ein Kind, das sich mit Urvertrauen und Selbstwert das Leben erobert, ein Mensch, der krank ist und trotz aller Rückschläge seinen Weg durchs Leben geht.

Vor einigen Monaten habe ich nach langjähriger Praxis endlich meine Yogaausbildung begonnen. Hier habe ich gelernt, dass die Balance zwischen Gleichmut (Vairagya) und Disziplin (Abhyasa) immer wieder im Fokus steht und die eigene Unerschütterlichkeit stärken soll. Diese Balance ist es, die wir nicht vergessen sollten, wenn wir Yoga üben: zu sanft- und gleichmütig kommen wir in der Ausübung unserer Praxis nicht weiter und lassen uns ablenken, zu diszipliniert fordern wir uns vielleicht zu stark und riskieren möglicherweise Verletzungen. Stehen beide Konzepte im Einklang miteinander, ist es jedoch möglich zur eigenen Praxis, dem eigenen Tun, ein wenig Abstand zu gewinnen, sich also in beharrlichem Gleichmut zu üben und die eigene Unerschütterlichkeit zu trainieren.

Von der Yogamatte ins „wahre“ Leben übertragen, bedeutet dies für mich, dass ich unerschütterlich, Schritt für Schritt versuche, die Herausforderungen, mit denen mich das Leben konfrontiert, versuche zu meistern. In meinem Fall bedeutet das, dass ich durch disziplinierte Medikamenteneinnahme, einer strengen Diät und eigener Willenskraft den Versuch unternehme, Chefin über meine chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn zu sein. Gleichzeitig bedeutet es für mich aber auch, dass ich, wenn ich frustriert darüber bin, dass ich schon wieder krank bin, wenn ich Schmerzen habe und mich der positiv-pragmatische Blick in die Zukunft verlässt, durch Ruhe, Großzügigkeit mir selbst gegenüber und eine regelmäßige Yogapraxis zu meiner inneren Gelassenheit und dem Urvertrauen, dass das Leben, egal, was ist, weitergeht, zurückkehre. Unterstützt werde ich bei beidem seit 1999 von Nicola, die einerseits meinen Körper osteopathisch immer wieder ins Gleichgewicht gebracht hat, mich andererseits aber auch mental immer wieder dazu angehalten hat, Zuversicht zu bewahren und gleichmütig weiterzumachen.

Urvertrauen, Gelassenheit, Gleichmut, Großzügigkeit, Disziplin, Willenskraft. Wie Sie gesehen haben sind das die Assoziationen, die der Begriff der Unerschütterlichkeit in mir hervorruft. Ich beziehe sie auf mein Leben, u.a. mit meiner Erkrankung aber auch mit meiner Yogapraxis. Ihr Leben sieht höchstwahrscheinlich ganz anders aus  und möglicherweise assoziieren Sie auch ganz andere Dinge mit der Unerschütterlichkeit. Ich jedenfalls wünsche Ihnen ganz viel Spaß dabei, zu assoziieren, nachzuforschen, herauszufinden, durch welche Eigenschaften sie sich in Ihrem Leben bemerkbar macht und welchen Stellenwert die Unerschütterlichkeit in Ihrem Leben hat.

Ihre Josefine Wagner

PS: Wenn Sie dieser kurze Bericht neugierig gemacht hat, dann besuchen Sie mich doch gerne einmal auf www.josiesglutopia.blogspot.com oder auf meiner Facebookseite „JosiesGlutopia“. Dort berichte ich regelmäßig über mein Leben mit den Erkrankungen Morbus Crohn und Zöliakie und veröffentliche Artikel über meine Reisen, Rezepte, Restauranttipps, Yoga etc.